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Oberbau K Schienenformat S49 auf Holzschwelle Walzzeichen TZ Ma 83 (Třinecké é Železarny, Třinec = Berg- u. Hüttenwerk Gesellschaft Trinec Tschechei)

Vaihingen a./d. Enz Dokumentation Nebenbahn Vaihingen-Enzweihingen ehemalige Baugleise „Projekt Stoffel“

Nebenbahn WEG "Stadtbahn Vaihingen" und ehemalige Baustellengleise zum "Projekt Stoffel"

Eine Dokumentation  zum Verständnis über die Zusammenhänge der Wechselbeziehung zwischen der Bahnstrecke, ihrer Bedeutung für die Stadtgeschichte der Stadt Vaihingen und der KZ-Gedenkstätte Vaihingen/Enz. Dazu gehört ein kurzer Abriss der Geschichte der Bahnstrecke, ein Abschnitt über die Nutzung des Steinbruchs Baresel durch die „Forschungsanstalt Graf Zeppelin“ und der Untersuchungen zu Abschussrampen für den Fieseler-Fi-103 Marschflugkörper und dem Nachfolgevorhaben „Projekt Stoffel“.  Letztlich die Bedeutung und der Zusammenhang zwischen dem KZ-„Wiesengrund“ und der untersuchten Bahnstrecke und den ehemaligen Baustellengleisen, heute als „Industriegleise“ bezeichnet.  Sie führen in das neu erschlossene Industriegebiet über der „versiegelten“ ehemaligen NS-Rüstungs-Baustelle.

Luftbild Vaihingen Projekt "Stoffel" und KZ Wiesengrund
Luftbild Vaihingen Projekt "Stoffel" Aufnahmegebiet: L 7118 Fluglinie No.: C-04513 Aufnahme No.: 3184 Sortie-Nr.: 34-3561 Aufnahmedatum: 15.03.1945 Maßstab: ca. 1 : 11.000 Ausrichtung: Norden

Gleisanlage zur Baustelle

 

Luftbild 1945 mit KZ Wiesengrund (oben links) und der Baustelle mit Gleisharfe zum Projekt „Stoffel“.

„Stoffel“ war der Tarnname für ein Rüstungsprojekt, mit dessen Bau im Frühsommer 1944 in Vaihingen begonnen wurde, das jedoch bereits Ende November wieder aufgegeben werden musste. In dem aufgelassenen Steinbruch sollte eine unterirdische Fabrik (Bunkerwerk) gebaut werden. Es war geplant, auf sechs Ebenen mit insgesamt 80.000 m² Produktionsfläche Flugzeugteile für die Firma Messerschmitt AG zu fertigten. Hier sollten Teile der Me 262 entstehen. Mit der Planung und Durchführung der Baumaßnahmen, die die höchste Dringlichkeitsstufe erhielten, wurde die „Organisation Todt“ (OT) beauftragt. Die Oberaufsicht hatte der „Technokrat der Schoah“ SS-General und Generalinspektor der Düsenjägereinheiten Hans Kammler (1901 – ?nach 1945), der seit August 1943  verantwortlich für den Ausbau der unterirdischen Produktionsstätten für Düsentriebwerke war.  Ab April 1944 wurde das Gebiet um den Steinbruch weiträumig abgesperrt und eine riesige Baustelle mit einem Netz von Ladegleisen wurde eingerichtet.
In unmittelbarer Nachbarschaft zur Baustelle wurden Baracken aufgebaut, die als Materiallager und als Unterkünfte für die Bauarbeiter dienten. Neben zivilen Ingenieuren und den OT-Männern wurden sogenannte „Reichsdeutsche“ aus Rumänien und Jugoslawien eingesetzt. Auch Fremdarbeiter wurden auf der Baustelle eingesetzt. Für sie wurde im Gebiet „Egelsee“ ein großes Barackenlager eingerichtet, in dem bis zu 1000 Männer untergebracht waren.

KZ "Wiesengrund"

Im Zusammenhang mit dem Rüstungsprojekt Stoffel wurde 1944 ein KZ im Glattbachtal errichtet, das als Außenkommando des KZ Natzweiler (Elsass) geführt wurde und von August 1944 bis April 1945 bestand. Am 15. 10. 1944 war das KZ mit 2183 Häftlingen belegt. Die für unseren heutigen Blick geradezu schwachsinnige Dringlichkeit des Projektes Stoffel machte eine hohe Anzahl an „Arbeitskräften“ erforderlich, die weder durch die „Organisation Todt“ noch die rekrutierten Zwangsarbeiter aufgebracht werden konnte. Neben Fremd- und Zwangsarbeitern mussten demzufolge auf der monströsen Baustelle auch KZ-Häftlinge eingesetzt werden. Nachdem das Lager am 9. August 1944 eröffnet worden war, traf bereits am 11. August ein Transport mit 2187 vorwiegend polnisch-jüdischen Häftlingen aus Radom ein, die vorher in der Zwischenstation Auschwitz selektiert worden waren.
Es wurde Tag und Nacht gearbeitet. Ein 12 Std.-Tag war normal. Später wurde die Arbeit auf 3 x 8 Stunden Schichtarbeit verteilt. „Das hämmern der Pressluftbohrer war den ganzen Tag und die ganze Nacht zu hören…“ (Zeitzeuge Hr. Bader).
Das KZ nahm zunächst Häftlinge auf, die am Projekt Stoffel Zwangsarbeit leisten mussten.
Ab November 1944 begann die dunkelste und abstoßendste Zeit des KZ – „Wiesengrund“. Nach Abbruch der Bauarbeiten wurden im KZ-Bereich KZ-Häftlinge aus den umliegenden Lagern, die nicht mehr zum Arbeitseinsatz fähig waren, aufgenommen. Das Vaihinger KZ wurde ab 1. Dezember 1944 als ein zentrales „SS-Kranken- und Erholungslager“ für andere Konzentrationslager in Südwestdeutschland genutzt.
Der Begriff diente der Verschleierung der Vernich-tungsfunktion des Lagers. Tatsächlich handelte es sich ab diesem Zeitpunkt um ein Kranken- und Sterbelager. Ab November wurden bis Mitte März 1945 transportierte man 2434 kranke KZ-Häftlinge aus den Neckarlagern zwischen Heilbronn und Eberbach, aus dem KZ Haslach des KZ Natzweiler und aus den Lagern des so genannten Unternehmens „Wüste“ nach Vaihingen. Durch unzu-reichende Ernährung und die fehlende medizinische Betreuung brach Anfang 1945 im Lager eine Flecktyphus-Epidemie aus, die zu sehr vielen Todesfällen führte. In dieser kurzen Zeitspanne starben rd. 1.700 Menschen. In den in unmittelbarer Nähe des Lagers angelegten Massengräbern wurden bis zum April 1945 1578 Häftlinge begraben.
Das Lager wurde am 7. April 1945 von französischen Truppen befreit und am 16. April 1945 niedergebrannt. Heute ist auf dem Gebiet dieses ehemaligen Arbeitslagers die „KZ-Gedenkstätte Vaihingen/Enz e.V.“ mit einer Ausstellung zu den Gräueltaten der nationalsozialistischen Hitler-Schergen errichtet worden. Von den Baracken des Lagers ist nichts mehr erhalten.
Heute sind noch mehrere Fundamente der ehemaligen SS-Kantine, auf der eine Feldscheune steht, und die Fundamente der Bade- und Entlausungsanstalt erhalten, auf über denen der Gebäudekomplex der Gedenkstätte errichtet wurde. Das gegenüberliegende alte Wasserwerk aus der Gründerzeit ist auch erhalten geblieben. link: Gedenkstätte KZ-Wiesengrund

Literatur

Vgl. KZ-Gedenkstätte Vaihingen/Enz e.V. (Hrsg.): Das Konzentrationslager Vaihingen/Enz – Vom Arbeitslager zum Sterbela-ger, Broschüre, 8. überarbeitete Auflage 2014; Bärbel Böckle: Das SS-Arbeits- und Krankenlager Vaihingen/Enz (1944/45). In: Schriftenreihe der Stadt Vaihingen an der Enz, Band 2, 1990, S. 141–193; Hanns Grosspeter: Mit dem Rücken zur Wand. Autobiographische Erzählungen vom Alltag und Überleben im Konzentrations-Revierlager Vaihingen an der Enz. In: Schriftenreihe der Stadt Vaihingen an der Enz, Band 4, 1985, S. 179–325; Brigitta Isermeyer, Albrecht Wittmann (Hrsg.): Medienkoffer: Konzentrationslager »Wiesengrund«, Vaihingen/Enz 2002. Lernstationen, Video, Audio-CDs, Broschüren; Ursula Krause-Schmitt, Marianne Ngo, Joachim Schlör, Michael Schmid, Gottfried Schmidt (Red.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945. Bd. 5: Baden-Württemberg, Teil I: Regierungsbezirke Karlsruhe und Stuttgart, hrsg. vom Studienkreis „Deutscher Widerstand“. VAS, Verlag für akademische Schriften, Köln 1991, S. 245–247; Bernd Martin: Das Konzentrationslager Wiesengrund. In: Schriftenreihe der Stadt Vaihingen an der Enz, Bd. 4 (1985), S. 135–178; Manfred Scheck (Hrsg.): Das KZ vor der Haustüre. Augenzeugen berichten über das Konzentrationslager Vaihingen genannt »Wiesengrund«. 4., durchgesehene und erweiterte Aufl. Vaihingen an der Enz 2010; Manfred Scheck: Vaihingen an der Enz (»Wiesengrund«). In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nati-onalsozialistischen Konzentrationslager. Band 6: Natzweiler, Groß-Rosen, Stutthof. C.H. Beck, München 2007, S. 177–181; Manfred Scheck: Zwangsarbeit und Massensterben. Politische Gefangene, Fremdarbeiter und KZ-Häftlinge in Vaihingen an der Enz 1933 bis 1945. Metropol Verlag, Berlin 2014; Jules Schelvis: Eine Reise durch die Finsternis. Ein Bericht über zwei Jahre in deutschen Vernichtungs- und Konzentrationslager. Unrast, Münster 2005; Wendelgard von Staden: Nacht über dem Tal. Eine Jugend in Deutschland. dtv, München 1991 und weitere Auflagen, S. 46–98; Robert Steegmann: Das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof und seine Außenkommandos an Rhein und Neckar 1941–1945. Metropol, Berlin 2010; Studienkreis Deutscher Widerstand (Hrsg.): Streiflichter aus Verfolgung und Widerstand 1933–45, Heft 3, Ludwigsburg 1987; Herwart Vorländer (Hrsg.): Nationalsozialistische Konzentrationslager im Dienst der totalen Kriegführung. Sieben württembergische Außenkommandos des Konzentrationslagers Natzweiler/Elsaß. Kohlhammer, Stuttgart 1978 (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, Bd. 91).

Dokumentation

Inhalt

Vorwort

Kurze Geschichte der Entwicklung der Stadtbahn Vaihingen

Planung und Bau der Strecke

Eröffnung und Folgejahre (1904–1945)

Katapult der V1 und das Projekt Stoffel im Baresel Steinbruch 1942-45

KZ „Wiesengrund“

1945-2002

Anmerkungen zum Oberbau und Weichen

Schienenprofile

Weichenaufbau

Weichen-Kennzeichnung

Walzzeichen

TEIL 1

Bahntrasse

Bahnhöfe

Enzweihingen

Stadtbahnhof Vaihingen

Trasse

Zwischen-Fazit

Tafel 1 Überblick Gleisanlagen Stadtbahn und Industriegleise

Tafel 2 Untersuchungsbereich

Tafel 3 Luftbild 1945 Lagerbereich und

Baustelle Projekt Stoffel

Tafel 4 Kartierung der Schienenformen

Tafel 5 Gleisführung Nebenbahn und Industriegleise 1944-45

 

Tafel 6 Gleisführung 2018 und 1945 im Vergleich

Tafel 7 Streckenkartierung in Gleisabschnitte

Tafel 8 Weichenkartierung 2018 und 1945

Haltstelle (Ausstiegstelle) Konzentrations-Lager

Fuchslochbrücke

Tabellarische Erfassung Gleisstrecke Nebenbahn

Fazit Nebenbahn

TEIL 2

Industriegleise

Weiche W 5 (Hauff Straße/Steinbeis Straße)

Tabellarische Erfassung der Gleisabschnitte

Industriebahn Abschnitte IB 1, IB 2, IB 3, IB 4 – Weichen 4, 3, 2

Abzweiggleis der Industriegleise IB 5

Industriebahn Abschnitt IB 6

Fazit Industriebahn

Weichen und Lademaß

W1

W2

W3

W4

W5

Lademaß

W 6 – W 11

W 12

W 13

Schlussbemerkung

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